ESSEN WEIN KULTUR – das gilt es im ARTE, dem Café & Restaurant des Germanischen Nationalmuseum (GNM) in Nürnberg zu erleben. Am 17. Juli wird der gARTEn (Restaurant ARTE im alten Klosterhof des GNM) zu einem kulinarischen Hideaway mit köstlichem Essen von Andreas Maierhofer und Weinen des Winzers Rudolf „Rudi“ May, der sich auf Silvaner spezialisiert hat.
Alleine der Garten des Germanischen Nationalmuseum ist ein Kleinod. Man sitzt im Grünen im alten Klosterhof, in dem – in früheren Zeiten – die Mönche ihr Gemüse anbauten. Wir sind mitten in der Stadt und hören von dieser nichts. Es ist wunderbar still. Wir sitzen zwischen alterwürdigen Klingerstein-Mauern und rankenden Weinreben, über uns spannt eine alte und große Weide ihr Blätterdach auf. Auf einem der Mönchshäuser sitzen zwei Turteltauben und schmiegen sich in der Abendsonne aneinander.
Wir starten mit einem Glas Silvaner Brut Nature 2018. Der Winzersekt ist köstlich, feinperlig, herb. Das Besondere: Wie in der Champagne wird auch im Weingut May der Sekt mittels traditioneller Flaschengärung hergestellt und 50 Monate auf der Hefe gelagert.
„Es gibt sehr viele gute Sprudelwasser in der Champagne und das ist klar unser Vorbild“
Rudi May
Dazu serviert uns die Küche einen hausgebeizten Wildlachs auf Honigbrot mit Meerrettich.
Zwischen den Gängen erzählt Rudi über sich, den Wein, das Leben. Er ist dabei so authentisch und unterhaltsam, dass ich kaum mitkomme alle zitierwürdigen Worte aufzuschreiben. Er nimmt uns alle mit, wir hängen gebannt an seinen Lippen und lauschen seinen Geschichten. Zwischendurch lacht der ganze Klosterhof – es ist herrlich. Den ersten Silvaner 2023 schenkt Rudi aus dem Bocksbeutel aus. Und zum Bocksbeutel hat er eine klare Meinung, denn schon öfter wollte er den Wein in eine „normale“ Weinflasche füllen, obwohl der Bocksbeutel fränkische Tradition hat. Warum?
„Was mich nervt ist, dass dann über die Flasche und nicht über den Wein diskutiert wird.“
Rudi May zum Thema Wein im Bocksbeutel
Auch dieser Wein schmeckt wunderbar – ich greife ein wenig vorweg – die Weine des Weingut May sind großartig. Man schmeckt die Qualität.
„Aus dem selben Hang ka ma a scheiss Brüh oder n geilsten Wein machen.“
Rudi May
Überhaupt ist die Qualität von Weinen mittlerweile zum Glück wirklich wichtig. Bio-Siegel, natürliche Verfahren – die Verbraucher sind aufgeklärter und fragen nach solchen Prädikaten. Was weltweit (leider) zu einer Weinkriese führt. Weine, z.B. in Bordeaux, werden mittlerweile in großen Mengen weggeschüttet, weil einfach zu viel produziert wird.
„Wir haben eine Weinkriese, weil Sie zu wenig Wein trinken.“
Rudi May
Nun, wir, die hier alle brav im gARTEn sitzen und den Wein trinken fühlen uns nicht angesprochen, oder doch? Auf jeden Fall lassen wir uns direkt nochmal Wein nachschenken, bevor der nächste Gang serviert wird. Auf der Etagere bekommt jeder von uns drei Gerichte serviert: Calamaricarpaccio mit Fenchel und Orange, Schafskäse mit Tomaten und Erdbeeren und gebeizter Bachsaibling mit Gurke und Anananaschutney.
Es ist alles köstlich, aber die Kombination von Erdbeere und Tomate hat mich wirklich überrascht – passt hervorragend und ist so einfach umzusetzen. Diese Kombi mit dem Schafskäse ist ein Tipp für heiße Sommertage!
Zur Dorade auf dreierelei Erbse (mein Lieblingsgang des Abends) serviert uns Rudi ein Glas Silvaner 1G Alte Reben 2021 Langenberg. Die alten Reben sind so alt, wie der Winzer selbst: Gepflanzt in den 60er Jahren.
„Seit 10 Jahren machen wir Bio und ich bin auch froh drum.“
Rudi May
Warum Bio?
„Weil wir überzeugt sind, dass nur aus gesunden Böden Weine entstehen können, die authentisch von ihrer Herkunft erzählen. Unsere Weinberge sehen keine Kunstdünger, Herbizide (wie Glyphosat), Insektizide und synthetische Fungizide. Kupfer und Schwefel bringen wir in kleinen Mengen aus, um die Reben vor Pilzbefall zu schützen. Unsere Böden sind unser wichtigstes Gut. Wir halten sie mit eigenem Kompost vital und mechanisch von Unkraut frei – wenn’s sein muss auch mit der Hacke. Wir sind Handwerker – und Silvaner liebt das! Unsere Moste vergären spontan mit „wilden“ Hefen – auch beim Rotwein. Die Neugierde und der Wille, uns ständig zu hinterfragen und zu verbessern ist unser Antrieb.“
weingut-may.de
Rudi erzählt uns, dass er die Handwerkstruppe des Weingutes leitet. Sein Sohn kümmert sich um die Maschinen. Die Arbeit im Weinberg sei keine körperlich anstrengende Arbeit, sagt Rudi – heute morgen bspw. hätten sie Blätter gezupft. Dabei unterhält sich die Truppe über alles. „Weltpolitik, Fußball oder halt wer als nächstes schwanger wird im Dorf.“
„Wir lassen die Natur walten.“
Rudi May
Zum Kalbsfilet auf Selleriepüree und Sommertrüffel trinken wir Silvaner GG 2022 Himmelspfad. Einfach wow! Zu beidem: Essen und Wein!
Lammkotelett mit Bohnen und pommes dauphines und einer Art Teriyaki-Sauce mit etwas Sesam – sehr sehr fein! Hier hätte ich, statt dem Glas Spätburgunder 1G 2022 Langenberg, doch glatt ein Glas von der Sauce getrunken.
Bevor es zum Dessert geht, erzählt uns Rudi dann noch, wie die verschiedenen Rebsorten die bayerischen Urvölker widerspiegeln: Dornfelder = Schwaben, Cabernet Dorsa = Oberpfälzer (braucht ma eigentlich net), Regent = Oberbayern und Spätburgunder = Franken („Weil wir Franken so weltoffen sind!“). Wir kringeln uns alle vor Lachen.
Zum Abschluss dann noch das Wein-Highlight des Abends. Eine Beerenauslese! Silvaner Auslese 2023 Himmelspfad – ein köstlicher Dessertwein, zu dem wir Mille feuille mit Himbeeren, Vanillecreme und Zitroneneis genießen. Aber wir sind uns einig: Dieser Wein zu Käse ist eine Wucht!
Events im ARTE
Das ARTE bietet in regelmäßigen Abständen kulturelle und kulinarische Events. Donnerstags gibt es ein musikalisches Mittagessen bei den Lunchkonzerten mit Musikern der Staatsphilharmonie, die in kammermusikalischer Besetzung die Gäste beim Mittagessen musikalisch überraschen.
Der Sonntags-Brunch von 10 bis 15 Uhr bietet Frühstück, Vorspeisen und ein üppiges Mittagsbuffet und Desserts. Der Eintritt ins Museum ist dabei inklusive und wird durch halbstündige Führungen durchs Museum zum Kulturevent.
Oder lieber Donnerstag Abend mit Musik den Abend ausklingen lassen? Dann wäre Anklang Klassik im Museum das richtige Event. Junge Talente der Hochschule für Musik speielen ein etwa einstündiges Konzert – der Eintritt ist frei. Das ARTE ist während der Konzerte geöffnet.
High Tea im ARTE: Eine gepflegte Teestunde mit feinem Porzellan, exquisitem Tee und leichtem Gebäck. Sandwiches, Quiche, Scones mit clotted cream, Patisserie und 1 Glas Winzersekt – dazu eine Führung in der Dauerausstellung zum Thema Porzellan und feine Lebensart.
Die nächste Weinprobe im ARTE findet am 14. August mit Karl Schmitt statt. Bei schönem Wetter natürlich wieder im gARTEn.
Übersicht über alle Events: TERMINE